Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr Geld zurück beim Unfallschutz ist wenig sinnvoll

Nathanael Häfner
Nathanael Häfner
Experte BU und Unfallversicherung

Das Wichtigste in Kürze

  • In einer Unfallversicherung mit Beitrags- oder Prämienrückgewähr kombinierst Du Unfallschutz mit einem Sparvertrag.
  • Wie bei einer Kapitallebensversicherung legt der Versicherer einen Teil der Beiträge an und zahlt ihn später mit Zinsen wieder aus.
  • Von einem solchen Kombiprodukt rät Finanztip ab. Es ist schlecht verzinst, wenig flexibel und Du verlierst damit unnötig Geld. 

So gehst Du vor

  • Generell gilt: Wichtiger als jede Art der Unfallversicherung ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU).
  • Selbst wenn Du keine BU bekommst, gibt es meist bessere Alternativen als eine Unfallversicherung, etwa eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung.
  • Wie Du Dich gegen Berufsunfähigkeit absichert solltest Du klar von Deinen Geldanlagen trennen. Wir empfehlen Tages- und Festgeld sowie günstige Indexfonds.

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Auf den ersten Blick kannst Du nur gewinnen: Trägst Du nach einem Unfall dauerhafte Schäden davon, zahlt Dir die Versicherung Geld. Hinzu kommt, dass Du Geld zurück bekommen sollst, egal ob Du gesund bleibst oder dauerhafte Schäden erleidest. Damit lockt eine Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr oder Beitragsrückgewähr.

Was sich erst mal gut anhört, ist überhaupt nicht sinnvoll. Denn dahinter steckt eine private Unfallversicherung, die mit einem Sparvorgang gekoppelt ist. Ein Kombiprodukt, von dem Finanztip abrät. Denn Du solltest Versicherungen nie mit Finanzprodukten mischen. 

Nachteile der Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr

Wie Du sparst und wie Du Dich versicherst, solltest Du grundsätzlich trennen. Das gilt auch für die Unfallversicherung. Im Grunde funktionieren Tarife mit Beitragsrückgewähr wie eine kapitalbildende Lebensversicherung: Nur mit einem Teil der Beiträge schützt Du Dich gegen ein Risiko, den Rest legt der Versicherer an – und zahlt ihn später mit Zinsen zurück. 


Dieses Modell hat drei entscheidende Nachteile, die wir Dir jetzt nennen.


Niedrige Zinsen, hohe Gebühr

Für Dich wird die Versicherung erst mal teurer. Schließlich bezahlst Du nicht nur eine Versicherung, sondern monatlich zusätzlich für ein Kapitalprodukt (§ 161 Abs. 1 VAG). Hinzu kommt: Oft werfen diese Produkte vergleichsweise wenig Zinsen ab. Nimm Dein Geld lieber selbst in die Hand. Wie das geht, zeigen wir Dir in diesem Ratgeber zur Geldanlage.

 

Lange Laufzeit 

Du bindest Dich mit einer gekoppelten Unfallversicherung sehr lang an ein Versicherungsprodukt, oft über 20 Jahre. Da Du damit langfristig Geld ansparst, kannst Du nicht ohne Weiteres zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Wer sich die hohen monatlichen Beiträge nicht mehr leisten kann und den Vertrag vorzeitig kündigen muss, erhält meist nur einen Bruchteil der eingezahlten Prämie zurück. Das ist der sogenannte Rückkaufswert.

 

Unfallversicherung generell selten ratsam 

Allgemein gilt: Eine Unfallversicherung, egal ob mit oder ohne Beitragsrückgewähr, brauchen nur wenige. Schließlich werden laut Analysehaus Morgen & Morgen nur sieben Prozent wegen eines Unfalls berufsunfähig. Für wen eine Unfallversicherung sinnvoll sein kann, erfährst Du in diesem Ratgeber zur Unfallversicherung.


Zudem zahlt eine Unfallversicherung nur, falls Du nach einem Unfall länger als drei Jahre geschädigt bist und es keine Aussicht auf Besserung gibt. Das nennt sich Invalidität (§ 180 VVG). Und das passiert sehr selten. Nur etwas mehr als ein Prozent aller schweren Behinderungen folgt aus einem Unfall, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Die meisten Betroffenen werden wegen Krankheit schwerbehindert – und dagegen schützt Dich keine Unfallversicherung.


Fazit: Wichtiger ist deshalb eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn diese zahlt auch dann, wenn Du wegen einer Krankheit in Deinem letzten Beruf dauerhaft nicht mehr arbeiten kannst (§ VVG 172). Falls Du keine BU bekommst, gibt es neben der Unfallversicherung weitere, meist bessere Alternativen.
 

Mehr dazu im Ratgeber Berufsunfähigkeitsversicherung

Zum Ratgeber

So funktioniert die Beitragsrückgewähr

Die Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr kombiniert Unfall- und Lebensversicherung. Versicherst Du Dich, schließt Du zwei Verträge ab – deswegen erhöhen sich Deine Kosten. Zahlt der Versicherer Dir Deine Lebensversicherung aus, erstattet der Anbieter Dir auf den ersten Blick einen Teil der Versicherungsbeiträge, wenn Dein Vertrag abläuft oder im Todesfall.


Tatsächlich bekommst Du – anders als es der Name „Beitragsrückgewähr“ nahelegt – nicht die Beiträge selbst zurück, sondern nur den verzinsten Sparanteil. Du erhältst also lediglich den Teil der Beiträge, der nach Abzug aller Kosten übrigbleibt und angespart wurde.
 

Sparanteil an Prämie selbst berechnen

Wie hoch dieser Sparanteil an der gesamten Versicherungsprämie ist, kannst Du leicht selbst herausfinden: Dazu benötigst Du lediglich ein gleich lautendes Angebot des Versicherers ohne die Rückgewähr von Beiträgen.


Wenn Du beide Angebote vergleichst, wirst Du sehen, dass Du deutlich weniger zahlst, wenn Du dich nur gegen Unfälle versicherst. Manche Tarife kosten mit Beitragsrückgewähr das Vierfache einer normalen Unfallversicherung.

Nathanael Häfner

Viele Versicherungen verdienen an der Unwissenheit ihrer Kundinnen und Kunden. Das kannst Du ändern. 

Nathanael Häfner
Unser Finanztip-Experte für BU und Unfallversicherung

Statt den zusätzlichen Beitrag zu zahlen, ergibt es mehr Sinn, das Geld beiseitezulegen und beispielsweise in einen ETF-Sparplan zu investieren. Dafür spricht auch, dass der Sparanteil für die Prämienerstattung wie bei anderen Lebens- oder Rentenversicherungen niedrig verzinst ist. Meist schmälern hohe Provisionen den Gewinn deutlich. Bei einem ETF zahlst Du hingegen wenig Gebühren und musst keine Versicherung dafür bezahlen, dass sie Dein Geld anlegt.  

Versicherungen klären oft nicht über Gebühren auf


Weil immer noch zu viele Menschen Provisionen bei der Geldanlage bezahlen, entgehen deutschen Sparern Hunderte Millionen Euro pro Jahr, hat ein Forschungsteam um den Ökonomen Steffen Sebastian von der Universität Regensburg 2023 herausgefunden.


Eine jüngste Studie der Finanzaufsicht (Bafin) zeigt zudem, dass Versicherungen, die auch Geld anlegen, bis zu über drei Prozent jährliche Gebühr kosten. Darüber haben die Versicherungen laut Bafin aber nur in zwei Drittel der Fälle aufgeklärt.
 

Was ist mit Kündigung und Steuern?

Bei der Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr gilt wie bei anderen Versicherungen eine Frist von drei Monaten zum Ende des Versicherungsjahres. Bevor Du kündigst, solltest Du Dich bei der Versicherung nach dem Rückkaufwert erkundigen. Je länger Du schon eingezahlt hast, desto höher fällt dieser zwar aus. Mit Verlusten musst Du bei einer Kündigung aber fast immer rechnen. Steuerlich gilt eine Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr wie eine Lebensversicherung. Geleistete Beiträge kannst Du von der Steuer absetzen, in Deiner Steuererklärung trägst Du diese in der Anlage Vorsorgeaufwand ein.

 

Was gilt steuerlich bei einer Kündigung?


Bei einer Unfallversicherung mit Beitragsrückgewähr ist steuerlich entscheidend, seit wann Du die Versicherung hast. Hast Du den Vertrag vor dem 1. Januar 2005 abgeschlossen, ist die Auszahlung komplett steuerfrei, wenn Du die folgenden Bedingungen erfüllst: 

  • Der Vertrag läuft mindestens zwölf Jahre.
  • Du erhältst den Betrag komplett auf einmal.
  • Du hast spätestens am 31. März 2005 Deinen ersten Betrag gezahlt.
  • Du hast insgesamt fünf Jahre lang Beiträge gezahlt. 

Diese Bedingungen erfüllst Du in der Regel auch automatisch, wenn Du Dein Geld nach Ablauf der Laufzeit erhältst.
 

Hast Du den Vertrag 2005 oder später abgeschlossen, musst Du Steuern zahlen. Das gilt gleichermaßen nach einer Kündigung wie nach Ablauf des Vertrags. Geregelt ist das im Alterseinkünftegesetz (AltEinkG). Mehr dazu kannst Du im Ratgeber Lebensversicherung Steuer nachlesen.
 

Autoren
Julia Rieder

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